Kirche Gelbensande

Vorgeschichte und Bau der Kirche Gelbensande

Die Kirche Gelbensande befindet sich einige Meter westlich der eigentlichen Ortschaft von hohen Bäumen umgeben im Wald. 1924/25 wurde dort auf Betreiben des großherzoglichen Oberforstmeisters Adolf von Oertzen ein Friedhof angelegt und darauf im gleichen Zeitraum die Kapelle errichtet. Dies alles geschah, weil der ca. acht Kilometer weite Landweg in das für Kirche und Friedhof zuständige Volkenshagen sehr beschwerlich war.

Der erste Entwurf zur Kirche Gelbensande stammte von einem Baumeister Thien, der in der Landwirtschaftskammer Rostock arbeitete. Die konkreten Baupläne wurden später vom großherzoglichen Baumeister Warneck aus Schwerin gezeichnet.

Mit der Leitung des Kapellenbaus war der Zimmermeister Carl Willbrand betraut, ein Grabstein direkt am Kirchengebäude erinnert an ihn. Der Bau der Kirche begann im Mai 1925 und dauerte bis zum folgenden September. Am 11. Oktober 1925 wurde die Kirche in Gegenwart der Großherzoglichen Herrschaften durch den Superintendenten feierlich eingeweiht.

Die Chronik der Kirchengemeinde Blankenhagen beschreibt die Kirche Gelbensande als schlichte hübsche im Wald gelegene Kapelle. Die Kapelle ist als Ziegelbau mit einem Dachreiter als Glockenturm ausgeführt und bietet Platz für ca. 100 Personen. Ursprünglich sollte die Eingangstür der Kirche direkt in einer Linie an der Vorderfront des Gebäudes eingebaut werden, realisiert wurde jedoch sowohl aus ästhetischen als auch aus praktischen Gründen später ein Vorbau für den Eingang.

Das Interieur war einfach gehalten und wurde zum großen Teil von Persönlichkeiten der damaligen Zeit gestiftet, nachfolgend eine nicht abschließende Aufzählung: Die ursprüngliche Bronzeglocke aus dem Jahr 1925 stammte vom Großherzog Friedrich Franz von Mecklenburg. Neben dem Hinweis an seine Stiftung war die Glocke mit dem Schriftzug „Ehre sei Gott in der Höhe“ versehen. Kronprinzessin Caecilie von Preußen stiftete die Altarbibel.  Zwei fünfarmige Altarleuchter bezahlten Oberforstmeister Adolf von Oertzen und seine Frau. Der Deckenkronleuchter stammt von einem Herrn Ingenieur Hinz aus Rostock. Das Altarkreuz schenkte Pfarrfrau von Bernewitz (geb. Oertzen).

Gebäude in kommunaler Hand

Zur Besonderheit des Gelbensander Kirchengebäudes zählt, dass es sich seit seinen Anfängen im Eigentum der Kommune befindet. Die rechtlichen Grundlagen für die Nutzung des Gebäudes basieren auf einer kirchlichen Ordnung aus dem Jahr 1925.

Geschichtliche Beschreibung und Entwicklung

Die folgenden Jahre überstand die Kirche ohne größere Veränderungen. Die alte Bronzeglocke wurde in Folge des Zweiten Weltkrieges im Jahr 1944 ausgebaut und sollte für die Rüstungsindustrie eingeschmolzen werden. Hierzu kam es jedoch nicht, da mutige Einwohner diese zuvor irgendwo in der weiten Flur vergraben, versenkt oder versteckt hatten. An diesem unbekannten Ort müsste sie bis heute liegen, sofern sie sich nicht doch im Besitz eines Zeitzeugen befindet. Über zehn Jahre lang schwiegen nun die Glocken in Gelbensande. Erst am Zweiten Weihnachtsfeiertag des Jahres 1955 konnte die Weihe einer neuen Glocke erfolgen. Diese Glocke, die aus Stahl gegossen wurde und die Inschrift „Ich lebe und ihr sollt leben“ trägt, hängt bis heute im Turm, wird aber mittlerweile durch einen Elektromotor geläutet.

Der Innenraum der Kirche wurde im Jahr 1968 umfassend modernisiert. Altar mit Hängekreuz, Kanzel und Taufe sind nach Plänen des Rostocker Künstlers Lothar Mannewitz gestaltet und so gefertigt, dass sie im Hinblick auf mögliche DDR-Schikanen herausgenommen werden konnten.  In den 1960er Jahren hatte es intensive Bemühungen des DDR Staates gegeben, die Kirche in neue Nutzungsverträge zu zwingen. Nach dem Tod des Staatsvertreters ist es dazu jedoch nicht gekommen. Die Kirchgemeinde Blankenhagen blieb alleinige Nutzerin, dem Pastor oblag es, wie er hin und wieder nach Hause kam.

In späteren Jahren folgte noch eine durch ein Gemeindeglied finanzierte Polsterung der Kirchenbänke.

Die alten Liedtafeln befinden sich heute im Freilichtmuseum Klockenhagen. Vor einigen Jahren installierte die Kommune eine neue Elektroheizung und ließ 2007 das Dach neu decken. Die Erneuerung des Kreuzes auf dem Dachreiter übernahm die Kirchgemeinde. 2009 erhielten die Fenster und das Portal eine Holzschutzbehandlung.

2015 ist die Nutzung der Kapelle in kommunale Verantwortung übergeben worden, so dass der Raum nun auch durch die kommunale Gemeinde genutzt werden kann. Die kirchliche Nutzung ist hiervon nicht betroffenen und auch zukünftig uneingeschränkt möglich.

Orgel

Die Orgel stammt vom Gehlsdorfer Orgelbauer Christian Börger. Sie ist seit vielen Jahren nicht mehr spielbar. Eine Restauration des Instruments lohnt sich wohl nicht.

Text: Günther Joneit, Neufassung für Homepage von Richard Schröder

Dokumente

Urkunde zur Weihe der Gelbensander Kirche

Bildergalerien

Galerie der Kirche Gelbensande mit historischen Fotos vor und kurz nach der Sanierung im Jahr 1968.

Galerie mit aktuelleren Bildern der Kirche Gelbensande bis in die Gegenwart.