Geschichte und Beschreibung
Entwicklung bis zum 20. Jahrhundert
Mitten im 2 km langgestreckten ehemaligen Bauern- und Handwerkerdorf steht, von hohen Bäumen umgeben, die frühgotische, aus Feldsteinen gebaute Kirche Blankenhagen. Sie wird 1318 erstmalig urkundlich erwähnt, stand aber wohl schon bei der Ersterwähnung des Dorfes 1233, also vor mehr als 775 Jahren. Wie schon von außen erkennbar, ist das Kirchenschiff geteilt: Der Triumphbogen trennt den Gemeindesaal vom zwei Stufen höher gelegenen Altarraum, dem Chor. Trägt der Bereich, in dem die Gemeinde sitzt, eine Flachdecke, werden Chor und Sakristei von einem Kreuzrippengewölbe überspannt. Sehenswert ist in diesem Zusammenhang die über dem Zugang zum Altarraum gelegene, früher sicher farbig gestaltete, rosettenförmige Fensteröffnung.
Die Orgelempore und der Turm verdecken das gut erhaltene Westportal. Der 1735 errichtete Kirchturm (anstelle eines älteren, vom Sturm zerstörten Turms) mit Kugel und Wetterhahn ist 32 Meter hoch und eine beeindruckende Eichenbalkenkonstruktion.
Entwicklung der Kirche Blankenhagen zwischen den Jahren 1900 und 2000
Glocken und Turmuhr
Die Läutemaschine der Kirche Blankenhagen stammt aus dem Jahr 1911. Mit dieser Maschine wurden die drei Glocken aus Stahlguss von 1922 durch Treten geläutet. Sie stammen aus der Glockengießerei Ulrich & Weule in Bockenem am Harz und sind Ersatz für die Bronzeglocken, die im I. Weltkrieg für die Rüstung abgenommen und abgeliefert werden mussten. In die Glocken sind folgende Inschriften gegossen:
I. Rufe mich an in der Not (große Glocke)
II. Ich will dich erretten (mittlere Glocke)
III. Du sollst mich preisen (kleine Glocke)
1996 wurden für zwei Glocken elektronisch gesteuerte Läuteanlagen installiert. Die große Glocke konnte zunächst nicht mit angeschlossen werden, da deren Zahnradlagerung das nicht zuließ. Erst im Jahr 2011 waren die Mittel auch dafür vorhanden. Die Turmuhr hat jahrzehntelang den Menschen Zeit und Stunde kundgetan. Die bislang von außen sichtbare „Uhrglocke“ wurde im Zuge der Turmsanierung 2006 abgenommen und ins Innere der Kirche gebracht. Die Mechanik der Uhr ist noch vorhanden und befindet sich im Turm.
Bauliche Veränderungen
Vom Turminnern der Kirche Blankenhagen aus sieht man, dass der in Vorzeiten zerstörte Westgiebel im oberen Bereich nicht wieder geschlossen wurde. So ist die untere Hälfte einer früheren Rundfensteröffnung zu erkennen. Von einem großem Brand oder Kriegseinwirkungen zeugen Veränderungen durch Reparaturarbeiten z.B. die Fensteröffnungen, der obere Abschluss des Seitenmauerwerkes und die Jahreszahl 1619 im Ostgiebel. Bis 1833 befand sich dort auf dem First ein „Klingelturm“, ein Dachreiter mit einer Betglocke. Geblieben ist ein Kreuz mit Wetterfahne von 1721. Notgedrungen mussten 1995 alle Fenster mit Schutzgittern versehen werden, da immer mehr Scheiben zerworfen wurden. Der Anbau auf der Südseite stammt wohl von 1719 und war ursprünglich ganz in Fachwerk gearbeitet.
Veränderung des Innenraumes
Nach etwa 120 Jahren wurde die Kirche Blankenhagen Anfang der 1960er Jahre renoviert und umgestaltet: Das Ostfenster ist zu ursprünglicher Größe geöffnet worden und Lothar Mannewitz (Rostock) hat das Pfingstgeschehen in Buntglas gestaltet. Aus dem Altarraum hat man das Gestühl entfernt, das neugotische Altarensemble abgenommen und den Altartisch zentral im Chor aufgemauert. Die Kanzel, die bislang mit Schalldeckel rechts unter dem Triumphbogen erhöht stand, ist auf die andere Seite ebenerdig gesetzt worden. Nicht mehr zu retten war eine Kriegsopfergedenktafel über dem Sakristeiabgang. Das Altarbild von 1856 (Auferstehung Christi von Hofmaler Gaston Lenthe, Schwerin) hängt jetzt an der Nordwand. Geblieben sind die drei Ornamentglasfenster an den Seiten des Chores. Es sind Stiftungen aus dem Anfang des 20.Jhd.
Kreuz und Leuchter auf dem Altar sind 1960 in der Werkstatt des Erfurter Kunstschmiedemeisters Giese gefertigt. Zu Gunsten eines besseren Lichteinfalls hat man die beiden Seitenemporen um eine Fensterbreite verkürzt. Auch die Beleuchtung stammt aus dieser Zeit.
Ende 1990 konnte die Kirchgemeinde mit Fördermitteln der Denkmalpflege die Osthälfte des Kirchendaches und die Sakristei an der Nordseite neu eindecken, die Ostgiebelabdeckung erneuern und die Seiten des Kirchturms mit Eichenbohlen benageln. 1998 war es durch die Beschäftigung von ABM-Kräften möglich, die aus Feldsteinen trocken gepackte Friedhofsmauer auseinanderzunehmen, zu reinigen und neu aufzuschichten.
Entwicklung seit dem Jahr 2000
2006 hat die Firma Grube aus Golm / Potsdam den Turmhelm und den Gesimskranz zimmermannsmäßig überholt und mit Eichenholzschindeln neu eingedeckt. Die erst 15 Jahre alte Bretterverkleidung des Turms, die unzureichend befestigt war, wurde auf der Glockenebene abgenommen und neu aufgebracht. Kunstschmiedemeister Müller aus Dümmer bei Schwerin hat den Wetterhahn mit Kugel auf ein Edelstahlrohr gebracht und dies fachgerecht auf der Turmspitze befestigt.
2010 / 2011 wurde die Kirche in einer Arbeitsförderungsmaßnahme mittels rundum verlegtem Traufpflaster und geregelter Regenentwässerung trockengelegt, die stark begangenen Wege befestigt und die Zugänge neu gestaltet. Im Jahr 2012 wurde der Fußboden des Glockenstuhls erneuert.
Orgel
Die 1686/87 von Arp Schnitger gefertigte Orgel der Kirche Blankenhagen stand bis 1833 in einer Hamburger Kirche. Heinrich Rasche baute die Orgel 1851 in die Blankenhäger Kirche ein, nachdem die Kirchengemeinde das Instrument für 625 Reichstaler erworben hatte. Durch die Erweiterungen Rasches verfügt die Orgel nun über 12 Register und wird auf zwei Manualen sowie einem angehängten Pedal gespielt. In den Jahren 2002/03 ist sie durch die Firma Schuke / Potsdam mit Geldern der ZEIT-Stiftung, der Landesdenkmalpflege, eines Sponsors und der Kirche restauriert worden. Die feierliche Einweihung fand am 7. September 2003 statt.
Text: Günther Joneit, bearbeitet für die Homepage von Richard Schröder
Bildergalerien
Galerie der Kirche Blankenhagen mit historischen Fotos vor und kurz nach der Sanierung in den 1960er Jahren.
Galerie mit aktuelleren Bildern der Kirche Blankenhagen bis in die Gegenwart.