Kirche Dänschenburg

Das Kirchdorf und die Kirche Dänschenburg

Deneschebuorch, Denescheburch, Denskhenborch, Donsenberch, Denscenborg, Denescenborch und Denschenborch – Der Name des 14 km südlich von Ribnitz gelegenen Ortes weist auf unbekannte ältere dänische Ansiedlungen und Besitzrechte im nordöstlichen Mecklenburg hin. 1247/1248 geht das Dorf in den Besitz des Klosters Doberan über. Der Bau einer Kirche in Dänschenburg muss sofort in Angriff genommen worden sein, denn bereits am 14. Okt. 1256 bestimmt Bischof Rudolf von Schwerin, dass die Dänschenburger Kirche von Sanitz als Tochterkirche verwaltet werden solle. Seit 1783 ist die Kirche Filiale von Blankenhagen.

Das Kirchgebäude

Die Kirche Dänschenburg, erbaut Mitte des 13. Jhd., ist ein einfacher Granitbau in Form eines auf zwei Gewölbejoche angelegten Rechteckes ohne baulich hervortretenden Altarraum. Statt des nicht zur Ausführung gelangten Gewölbes finden wir eine flache Bretterdecke. In den beiden Langwänden sind je zwei Fensterpaare vorhanden, von denen sich jedes als Zusammenfassung zweier Schlitze aus der Übergangszeit Romanik/Gotik innerhalb einer Nische mit gedrücktem Bogen darstellt. Unterhalb des Bogens finden wir eine Vierpassblende. Ebenso gestaltet war einst eine später zugemauerte Lichtöffnung in der Ostwand. Die Kirche hat ihren Eingang auf der Nordseite, das alte Portal auf der Südseite ist geschlossen, ebenso das auf der Westseite, so dass jetzt keine Verbindung zwischen Kirche und Turm besteht. Der Turmzugang hingegen besticht durch seine schlichte Schönheit und erinnert an die Romanik. Unterhalb des Daches ist ein Zahnfries aus jüngerer Zeit zu sehen, im Ostgiebel ein Schmuck von fünf Mauerblenden. Der auf das Feldsteinmauerwerk gesetzte Turm ist aus Fachwerk von 1732 und trägt als Dach eine niedrige vierseitige Pyramide. Im Dachreiter auf dem Ostgiebel hing früher eine kleine Glocke zum Einläuten des Gottesdienstes.

Der Altar aus der Barockzeit ist von 1722. Von figuralem Zierwerk umgeben, sehen wir zwei Gemälde, die Kreuzigung und die Auferstehung Jesu. Darüber das „Auge Gottes“, von einem Strahlenkranz umgeben: Ein Dreieck (Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist) mit den hebräischen Buchstaben JHWH, sprich Jehova oder Jahwe, d.h. Gott. Letzteres wurde aus Sicherungsgründen vorübergehend abgenommen. Ebenfalls aus dem Barock stammt die Kanzel (1725). Auf einer verzierten Granitbruchschale stehend, zeigt sie Apostelfiguren aus dem Neuen Testament. Die Sage erzählt, dass sich unter der Kanzel eine Heilquelle befand, die von vielen Kranken aufgesucht wurde. Seine Heilkraft hat das Wasser angeblich dadurch verloren, dass ein Schäfer auf Geheiß eines Arztes seinen Hund dort ertränkt hat. Geblieben ist die große Feuchtigkeit in dem Bereich.

Aus vorreformatorischer Zeit stammt die aus Eichenholz geschnitzte Figur „Anna Selbdritt“: Das Jesuskind mit Mutter Maria und deren Mutter Anna. Es ist sicher nicht das Werk eines berühmten Meisters, dennoch von guter Komposition und Ausführung. Die Figur wird z. Zt. durch konservierende Papierschichten geschützt. An der Nordwand hängt ein Gemälde. Es zeigt den Tod der Maria, umgeben von den Aposteln. Es stammt aus dem ersten Viertel des 16. Jahrhunderts und ist auf Holz gemalt. Durch Zufall wurde es vor rund 150 Jahren am Altar entdeckt, wo es ursprünglich seinen Platz hatte. Im Kirchturm hängt eine alte Glocke aus Bronzeguss mit unterem Durchmesser von 90 cm, irgendwann gesprungen und repariert und der Umschrift „O rex glorie christe veni cum pace m cccc xxi amen .“ (O Christus, König der Ehre, komm mit Frieden. 1421. Amen). Darunter das Glockengießerzeichen des Rikert von Monkehagen. Die pneumatische Orgel auf der Westempore ist 1887 erbaut und nicht mehr spielbar.

Die jüngere Kirchengeschichte

1956 – Renovierung der Kirche Dänschenburg


  • Entfernung des Gestühls aus dem Altarraum, einer Holzblende und des Altargitters.
  • Entfernung und Entsorgung des Sakramentshäuschens, das links neben dem Altar hing und eine hervorragende Schnitzarbeit aus gotischer Zeit war. Holzschädlinge hatten das Kunstwerk irreparabel zerstört.
  • Anschluss an die Stromversorgungsleitung und neuer Innenanstrich.
  • 700-Jahrfeier am 8. Juli

1957

Kantor Böhmer geht in den Ruhestand und zieht nach Ribnitz. Als Küster und Kantor hat er 40 Jahre lang treu seinen Dienst versehen und in der Zeit des Nationalsozialismus bekennend zu seiner Kirche gestanden.

1967/1968

In Eigenleistung wird unter der Orgelempore ein beheizbarer Raum, eine kleine Winterkirche, geschaffen. Der Rostocker Künstler Lothar Mannewitz gestaltet das Buntglasfenster: In Beton gefasste farbige Glasbrocken lassen das Auge des Betrachters verweilen und vielleicht auch etwas entdecken…

1973

Durch fortwährendes Eindringen von Feuchtigkeit ist der Deckenbereich so stark von Hausschwamm befallen, dass die Sicherheit der Kirche Dänschenburg nicht mehr gewährleistet ist. An alle Haushalte in Dänschenburg werden Briefe verschickt, in denen der Kirchgemeinderat die Einwohner vor die Frage stellt, ob sie ihre Kirche mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Kräften erhalten wollen oder ob sie dem Verfall preisgegeben werden soll. Man entscheidet sich dafür, dass die Kirche im Dorf bleiben soll und fast die gesamte Dorfbevölkerung hilft mit… An der Balkendecke wird der Schwamm bekämpft, in den Turm wird ein Raum für Verstorbene eingebaut, das Turmdach teilweise mit neuen Holzschindeln belegt. Das Kirchendach wird neu eingedeckt, der Dachreiter gesichert und der Innenraum geweißt.

1991 – 1994

Nach 20 Jahren  sind erneut Bauarbeiten an der Kirche Dänschenburg nötig. Gründliche Untersuchungen ergaben, dass der Hausschwamm sich wieder so sehr ausgebreitet hat, dass der Kirche die baupolizeiliche Sperrung droht. Haben früher staatliche Organe misstrauisch auf kirchliche Bautätigkeiten geschaut, erteilt nun die Denkmalpflege Auflagen. Es wird möglich, für 150.000,00 DM den Dachstuhl zu sanieren und die Holzdecke zu reparieren. Fünf Zuganker werden in den Deckenbereich eingebracht, der Dachreiter neu gebaut, der Schwamm, auch in der Winterkirche und im Gestühl, wird gründlich bekämpft und der Innenraum geweißt. Leider reicht das Geld nicht mehr für notwendige Restaurierungen des Turmes und der Kunstwerke in der Kirche.

1996/97

In einem ABM – Projekt wird die Friedhofsmauer wiederhergestellt. Der den ganzen Friedhof umgebende trocken gelegte Feldsteinwall wird zerlegt, von Durchwuchs und Dreck befreit und neu geschichtet. Ein Werk, dessen kultureller und ökologischer Wert von großer Bedeutung ist. Eine Vielfalt von Kleinlebewesen findet dort Schutz und Lebensraum.

Über die Jahrhunderte ist der Friedhof fast einen halben Meter „gewachsen“, was zur Folge hat, dass Feuchtigkeit aus dem Erdreich in die Kirche zieht. Somit wird der Regenwasserabfluss und die vorhandene Ringdrainage repariert und gespült und rund um die Kirche eine neues Traufpflaster verlegt.

1999/2000

In der Winterkirche wird die Elektroanlage erneuert, der Raum wird ausgemalt und der Holzfußboden aufgearbeitet.

2000/2001

Das Marlower Unternehmen ScanHaus schenkt der Kirche dankenswerterweise die Wiederherstellung des Treppenaufgangs im Kirchturm.

2008/2009

Der Turm wird repariert. Das Gebälk weist erhebliche Schäden auf. Groß dimensionierte Balken werden ausgetauscht bzw. ergänzt und verbunden. Die bretterbeplankten Wände auf der Glockenebene und die Unterkonstruktion des Turmhelms werden erneuert, der Gesimskranz mit Biberschwänzen umgedeckt, der Turmhelm bekommt neue Holzschindeln und den alten Wetterhahn wieder rauf. Unter Beobachtung steht das Feldsteinmauerwerk, das sich punktuell nach außen wölbt.

2015

Es sind dem Restaurator zwei Kunstwerke zum Aufarbeiten übergeben worden: Die Anna Selbdritt und das Holzgemälde, den Tod der Maria darstellend. Beide stammen aus (vor)reformatorischer Zeit, sie könnten zum Reformationsjubiläum 2017 in neuem Glanz erstrahlen. Die geplanten Kosten: Gut 3000 Euro. Leider hat sich der Hausschwamm wieder geregt. In der Winterkirche wurde er in Reinkultur gefunden. Als Sofortmaßnahme wurden die befallenen Hölzer entfernt und verbrannt. Im Frühjahr 2016 soll dann der komplette Holzfußboden entfernt werden. Nach weiterer Sichtung und chemischer Bekämpfung wird vermutlich ein mineralischer Fußboden eingebaut. Die Ursache ist der ideale Lebensraum, d.h. das sagenhaft feuchte Raumklima. Dem soll nun begegnet werden: Das Erdreich um die Kirche herum muss bis unter Fußbodenniveau abgetragen werden, denn Friedhöfe „wachsen“ und Feuchtigkeit dringt ein.

Immer wieder werden Reparaturen an der Kirche Dänschenburg durchzuführen sein. Dankbar betrachten wir das Geleistete. Mag die Gemeinde auch zukünftig ihr Gotteshaus achten und bewahren.

Stand vom Oktober 2015, geschrieben von Günther Joneit

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